Der digitale Wandel birgt sowohl Chancen als auch Risiken für das Bildungswesen. DEEP – Digital Education for Equity in Primary Schools - ist ein Forschungskonsortium, das die Auswirkungen des digitalen Wandels auf die Schweizer Primarschulbildung untersucht. Dabei liegt der Schwerpunkt unter anderem darauf, wie sich diese Veränderungen auf Lernumgebungen, Bildungsgerechtigkeit und die Rolle der Lehrkräfte auswirken. Die Leitfrage lautet, wie Schulen und Lehrkräfte alle Kinder am besten auf ihr zukünftiges Leben im digitalen Zeitalter vorbereiten können.

Unterstützt von der der Jacobs Foundation bringt DEEP Universitäten (Universität Genf, Universität Zürich), Pädagogische Hochschulen (PH Zürich, PH FHNW, PH St. Gallen, PH Schwyz) sowie eine Eidgenössische Technische Hochschule (EPFL) zusammen und schafft so eine Gemeinschaft unterschiedlicher Disziplinen, Fachkenntnisse und methodischer Ansätze. Mehr als 50 Wissenschaftler sind derzeit am Konsortium beteiligt. Auf dieser Grundlage verspricht DEEP, das Verständnis für die Grundlagen, Herausforderungen und Folgen der digitalen Transformation für Schweizer Primarschlenschulen zu fördern.

Kenneth Horvath, Professor für Bildungswissenschaftliche Forschung an der PH Zürich, betont, dass diese breite Zusammenarbeit das Besondere an DEEP ist:

Prof. Dr. Kenneth Horvath

PHZH

Head of Coordination Office

«Die Vielfalt des Konsortiums wird es ermöglichen, völlig neue Brücken zwischen der Ausbildung von Lehrpersonen und der technologischen Forschung und Entwicklung zu schlagen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, um beispielsweise sicherzustellen, dass Bildungsungleichheiten in digitalen Lernumgebungen nicht verschärft, sondern verringert werden.»

Im Einklang mit diesem Schwerpunkt auf fachübergreifender Zusammenarbeit legt das Konsortium auch besonderen Wert auf methodische Innovation, indem es Lehrkräfte und Lernende in Forschungsprozesse einbezieht, um letztlich einen nachhaltigen Beitrag zu einer gerechten digitalen Transformation im Bildungswesen zu leisten. Pierre Dillenbourg, stellvertretender Vizepräsident für Bildung an der EPFL und Vorsitzender des DEEP Konsortiums, sagt:

Prof. Dr. Pierre Dillenbourg

EPFL

Chair of the DEEP Consortium

«Unsere Forschungsmethoden zielen darauf ab, translationale Evidenz zu liefern: Wir messen, ob eine Lerntechnologie zu Lernzuwächsen geführt hat, aber wir untersuchen auch, welche Bedingungen im Klassenzimmer erforderlich sind, um diese Ergebnisse zu erzielen. Diese Bedingungen bestimmen die Wahrscheinlichkeit, dass ähnliche Ergebnisse erzielt werden können, wenn die Technologie auf eine Vielzahl von Kontexten ausgeweitet wird.»

Equity (Bildungsgerechtigkeit)

Bildungsgerechtigkeit in der digitalen Transformation fördern

DEEP hat sich zum Ziel gesetzt, Bildungsgerechtigkeit im digitalen Zeitalter zu fördern. Unser Anliegen ist es zu erforschen, wie wir Lernerfahrungen und -ergebnisse für alle Kinder verbessern können – unabhängig von ihrem sozialen und kulturellen Hintergrund und unter Berücksichtigung ihrer individuellen Talente, Bedürfnisse und Interessen. Wir möchten praxisrelevantes und handlungsorientiertes Wissen bereitstellen, das sowohl die Chancen als auch die Risiken der Digitalisierung im Hinblick auf Bildungsungleichheiten beleuchtet.

Zu diesem Zweck forschen wir zu verschiedenen Aspekten der digitalen Transformation in der Schweizer Primarstufe, bündeln nationale und internationale Expertise und engagieren uns in Transferaktivitäten mit Praxispartnern wie Staatslabor und proEdu.

Unsere Arbeit baut auf jahrzehntelanger bestehender Forschung zu Mechanismen und Strukturen von Bildungsungleichheit auf. Während zu diesen Themen bereits umfangreiche Erkenntnisse vorliegen, wissen wir noch sehr wenig darüber, wie der digitale Wandel diese Dynamiken beeinflusst – trotz seiner sehr wahrscheinlich weitreichenden Auswirkungen. Das digitale Zeitalter erfordert, dass Kinder sich neue und andere Kompetenzen aneignen können, um auf gesellschaftliche Teilhabe und ein selbstbestimmtes und erfolgreiches Leben vorbereitet zu sein. Zudem verändert sich grundlegend, wo, wann und wie Lernen stattfindet. Diese Veränderungen prägen auch die Rollen und Aufgaben von Lehrpersonen und Schulen sowie die Voraussetzungen für deren erfolgreiche Ausgestaltung.

All diese Aspekte der digitalen Transformation von Lernen und Bildung berühren Fragen der Chancengerechtigkeit und sozialer Ungleichheit. In diesem Zusammenhang beschäftigen sich die DEEP-Projekte unter anderem mit Ungleichheiten, die aus unterschiedlichem Zugang zu Technologien, unterschiedlicher Befähigung zur Nutzung digitaler Werkzeuge, unterschiedlicher Teilhabe an digitalen Lernprozessen und unterschiedlicher Qualität von Lerngelegenheiten entstehen.

In DEEP verstehen wir "Equity" als Dachkonzept, das all diese Themen umfasst und in Verbindung mit anderen theoretischen Perspektiven und Konzepten wie algorithmischer Bias, Fairness, Inklusion, Diversität und Diskriminierung betrachtet wird.

Die Wirkung von DEEP wird sich vor allem aus der Integration und Synthese der Erkenntnisse des gesamten Konsortiums ergeben und nicht nur aus den Resultaten einzelner Projekte. Im Rahmen von DEEP entwickeln wir konkrete praktische Instrumente, wie etwa Leitfäden (z.B. zur Umsetzung technologiegestützter Differenzierung im Schulalltag) und offene Bildungsressourcen (beispielsweise zur Förderung von Daten- und Algorithmenkompetenz), die eine chancengerechte digitale Bildungspraxis unterstützen.

Durch die proaktive Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen möchte DEEP dazu beitragen, dass die digitale Transformation im Schweizer Bildungssystem zu mehr Chancengerechtigkeit führt, anstatt neue Ungleichheiten zu schaffen – für eine zukunftsfähige und gerechte Bildungslandschaft in der Schweiz.